Apres
Perf
<span style='float: left; font-size: 108px;padding-top : 0px; height: 120px;width: 76px;margin-right: 0px; margin-top: -10px;'>A</span>pres<br/>Perf

Barbara Becker:
Feuer anfeuern 

Barbara Becker schreibt bei «PANCH – Resonanz in Sprache» über ihre Performance am Sonntag, 12.09.2021 anlässlich der International Performance Art «Jubel & Girlanden» in der Turbine Giswil.

Feuer anfeuern

Über das Feuer zu schreiben, möchte ich seit ich in Giswil am Feuer sass.
Über das, was mich am Feuer beschäftigte, habe ich am Feuer sitzend geschrieben.
Das Feuer brannte. Das Feuer rauchte!
Ich habe am Samstag angefangen zu feuern. Ich bin eine gute Feuermeisterin. Natürlich ist es eine Kunst gut zu feuern auch wenn das Feuer wenig verlangt. Das Feuer sucht seinen eigenen Weg. Die Aufgabe ist zu beobachten. Die Aufgabe ist zusammenzuhalten und zu füttern.

– dass ich im Feuern die Aufgabe meiner letzten Jahre finde, finde ich JETZT wie ich suche zu notieren, was das Feuer ist!

Das Feuer beobachtend führte mich zum Beobachten der Ereignisse rund um mich. Ich war draussen platziert, zuerst gegenüber der Kasse und dem Einlass, später gegenüber vom Eingangstor. Ich sass bei meinem Feuer und sah die Performerinnen anreisen. Ich beobachtete Vorbereitungen, Gespräche. Alle kamen an mir vorbei und viele blieben stehen. Erzählten und fragten. Den geselligen Aspekt des Feuers hatte ich in meinem Plan ignoriert. Mein Ehemann hat mich im Vorfeld vorbereitet. Mein Feuer in dem ich Erinnern und Stille vorgesehen habe, sah mein Ehemann nicht und ergab sich kaum. Mein Feuer war so sehr zwischen den Zeilen, dass es für wenige oder sogar niemanden sichtbar war. Ein Feuer der Erinnerung, ein Feuer das weist, dass etwas geht und etwas entsteht! Braucht so ein Feuer Inszenierung!!?

Einfach ist alles andere wie einfach.

Einfach ist was auf der Hand liegt. Ein Feuer am Eingang, man kommt am Feuer vorbei, geht vorbei oder bleibt stehen. Sich auszutauschen ist einfacher wie innezuhalten! Auszutauschen!!? Was für ein Wort!!? das eigentlich einen kurzen oder auch einen längeren Wortwechsel bedeutet, sagt : ich gebe mich her und nehme was anderes an! oder umgekehrt. Dieses krasse Wort sich auszutauschen bezeichnet keine tiefe Verbundenheit. Meist fegen locker Worte mit viel oder wenig Inhalt hin und her. Das Feuer ist der Magnet, um den die Geschichten kreisen. Das ist die Geschichte und das Feuer von meinem Ehemann und das Feuer das sich in Giswil ergab.

Aber wie finde ich das Feuer das nicht Magnet für etwas ist, sondern das Feuer das ETWAS an sich ist. Inszenierung, die richtige Inszenierung kann nicht die Lösung sein. Das scheint wie : ich lehne den Cowboyfilm ab und wähle auf der Suche nach dem Cowboy Life, einen Film über das richtige Leben.

Feuer anfeuern, das Feuer als ausschliesslich Feuer anerkennen, in dem was es ist, ist die Haltung dem Feuer gegenüber. Orte, bestimmte Zeiten führen zu einer bestimmten Haltung. HALT ist STOPP und Halt kann halten!? Ich möchte das Feuer halten. Und mit dem Feuer das Wesentliche erhalten.

 

Barbara Becker, Birsfelden, 10.2.2022