Teil 1
Ein Zug passiert.
Zwei Autos passieren.
14:19 Kunst zur Selbstreinigung
Vor EE1 knetet ein Mann die Schultern seiner Frau – die Grenzen des Aushaltbaren.
14:24 Vor der Rutsche werden Texte zerrieben und der Wand wieder gegeben.
14:29 Das Mosaik wird politisch.
Wir müssen uns nicht aufhalten.
Eine Mutter passiert mit zwei Kindern, eines davon im Kinderwagen.
14:32 Zum Brüggli.
Irgendein Grund für eine Strafe gibt es ja immer, aber hinterher ist alles gut.
Der Mann legt seine Hand unauffällig auf den Po der Frau.
Ein Radfahrer passiert.
14:41 Das ist jetzt eine typische hohe Bühne.
Sie dient ebenfalls der Selbstreinigung.
Es geht darum oben zu stehen ohne Halt.
Viele Autos passieren.
Mit Familie und so.
Wir gehen an einer alten Dame vorbei – bei ihr passiert nichts.
14:49 EE2 das ist jetzt also Kunst! Mit Überredung!
14:54 Luege-Lose heisst dieses Werk, wobei man die Funktion nicht erkennt.
Ein Mann möchte passieren und bleibt hängen.
14:59 Das Haus ist besetzt.
Zwischen zwei blauen Containern gehen wir weiter. Gehören die dazu?
15:04 Hier kann man Wellen benutzen und dabei sein wenn der Organismus sich organisiert.
Probieren wir mal.
Vielleicht passiert etwas.
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Teil 2
«Viel Spass bei der Reise!» sagt jemand in der Unterführung.
Ein Mann wartet auf Gleis 1, neben ihm eine rote Giesskanne.
Ein Alarm geht los. Oder ist es eine Aufzeichnung? Ein Zeichen? Ein Signal von aussen?
Es verstummt und kommt danach wieder.
Ein Zug passiert.
Die Giesskanne geht zum Klo.
Dann wird ein zweiter Alarm auf Gleis 1 montiert.
16:36 Wankdorf – Bern – Flamatt – Fribourg/Freibung
Der zweite Alarm alarmiert nicht.
Jetzt wieder ein komisches Geräusch. Triangel? Metall oder so?
Danach sitzt nur noch eine Taube auf dem Dach.
Der Mann mit der roten Giesskanne passiert diesmal von der anderen Seite.
Er hat mich registriert. Ich ihn auch!
Ein Zug passiert.
Dann endlich einer der anhält.
Darin sitzt ein Mann ohne zu wissen, dass er beobachtet wird.
Zwischen Gleis 2 und 3 schlägt ein Stock auf einen Stab. Das macht er von ganz alleine.
Oder ist es der Wind? Ein Gedanke? Doch ein Motor? Ich werde unsicher.
Die rote Giesskanne ist wieder da.
Ein winziges Pflänzchen hat es zwischen Randstein und Teer geschafft – und wird prompt gegossen.
16:48 Gümligen – Konolfingen – Langnau
Ein Bling hier, ein Bling da.
Bling Blang Bling Blong
Bling Bling
Jetzt die Kühlung des Zuges dazu.
Dong Dong (Pause) Dong
(Pause) Dong
Ein Schlägel trifft nicht.
Vier Kreidepunkte hier und da.
Was zeigen sie an?
Sie müssen immer beisammen sein, das ist wohl ihr inneres Gesetz.
Vier Punkte in vier Farben, ganz dicht beieinander.
Kinder gehen anders vor, denke ich, aber das spielt keine Rolle.
Die Kreidepunkte sind jetzt einfach da.
In der Unterführung geht es durch die ganze Schweiz.
Die Wände und Teile der Decke wurden mittels Landkarten erobert.
Wie genau hat niemand gesehen, wir wurden abgelenkt.
„Jeder hat seine eigene Schweiz“ sagt einer und weist auf die vielen Karten an der Wand.
Ich war noch nie in meinem Heimatort.
Die rote Giesskanne kommt vorbei und gibt dem gesamten Mittelland Wasser.
Das hat gut getan! Aus Papier wird was!
17:03 Die Frau in grün singt rot.
Ein englisches Lied in Ostermundigen.
Tuut tuuuuut
Schöne Klänge und Äffchen auf den Armen.
Das Mikrofon will nicht.
Ein Auto passiert.
Dann das Hupen eines Zuges und alles geht wieder, passiert weiter.
Ins Meer gesungen ins Meer geschlungen.
So klingt also ein Plastikschlauch. Wer hätte das gedacht?
Das Klicken der Fahrräder,
das Dröhnen der Züge,
das Scharren auf dem Kies,
das Räuspern und Lachen,
der Rhythmus der Schritte,
das Fallen eines Bechers,
Schlauchgeräusche,
der Rhythmus der Worte,
der Jodel durch den Staubsauger,
sogar das Schweigen der Ostermundiger,
alles wird verwoben und verschoben.
Es ist schon passiert.
Beteiligte Künstler/innen / Antonia Erni, Barbara Gasser, Pascale Grau, Gisela Hochuli, Kollektiv DARTS, Oleg Kaufmann, Jan Schacher, Thomas Zollinger.
Kuratorinnen / Claudia Grimm & Joëlle Valterio