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Maricruz Peñaloza:
Bumper to Bumper. Ego-ist-Innen

Maricruz Peñaloza schreibt anlässlich von «Resonanz in Sprache» über die Performance «Ego-ist-Innen» von bumper to Bumper, welche zwischen 1989 30 mal an verschiedenen Orten in der Schweiz und Deutschland aufgeführt wurde.

Dunkle, blaue. Höllenartiger Raum. Fünf Gestalten.

Versorgung. Entsorgung. Warme Bauchdecke. Gewöhnlich. Ungewöhnlich.
Bauch. Frau. Kind, Kaiserschnitt.

Versteckt unter dunklen Tüchern schreiende Gestalten:
Aus! Laus! Ich! Aus! Unverständliche Sprache. Eine sitzende Frau liest die Zeitung vor, während diese Gestalten herumtoben, spielen und Geräusche machen.
Asylbewerber. Schweiz.
Schön…

Aus dem Versteck kommt eine Gestalt. Sie trägt eine Mütze, die Haare sind verdeckt.
Mumienähnliche Kleidung.

Periode? - normal!
Fitness-Training!

Ich liebe klare, gerade Linien. Schwarz-Weiss. Kaiserschnitt?
Gestalten kommen aus ihren Verstecken heraus. Sie stehen herum und eine zweite spricht und
trägt den Vollmond in der Hand. Ich brauche Raum, ich brauche Luft und muss mich bewegen.

Ich liebe klare, gerade Linien. Schwarz-Weiss. Kaiserschnitt?

Geräusche. Klingende Gläser. Rühren. Einschenken. Raffeln. Gurke. Schmieren. Deftiges Handeln.
Bubel und Trubel im Raum.

Träume. Ausgeliefert? Ist kalt. Immer.
Tanzen? Essen. Warm ist gut.
Ich ersticke fast, aber es ist heiß. Tut weh. Stehende Frauen. Rennende Frauen.
Frauen kreuzen und begrüssen sich. Grüezi. Grüezi.
Die ältere rothaarige Frau sitzt und schaut vom Thron aus zu.

Laute Musik. Versteckte Frauen unter Decken. Spielende, lachende Frauen….
und eine weinende Frau.

Ich bewältige meinen Alltag.

Ich meditiere.
Träume sind wichtig. Wichtig.
Nein, ich träume nicht. Das Licht geht langsam aus.

Zwei Frauen, aneinander gefesselt, wiegen sich hin und her.
Das Telefon klingelt. Waschmaschine.
Alle Frauen liegen auf dem Boden. Licht aus.

Die rothaarige Frau steht auf, schaut sich um. Es ist fast dunkel.
Es ist der Mond!
Es ist der Mond!
Nicht die Sonne! schreit sie.

Eine Frau wäscht sich auf dem Boden.
Die jüngste Frau - wird 20! Frauen feiern, Frauen trinken. Die Jüngste sitzt auf dem Boden. Alle anderen stehen und hören den Geschichten über ihre Geburt zu. Aber auch von ihren Sorgen.
Alle anderen Frauen erzählen, wie ihre Eltern sie gezeugt haben.

Ich entscheide selbst über mein Leben! - schreit eine.

Ihr seid Egoistinnen! schreit die ältere, rothaarige Frau.

Ich sehe eine Frau am Herd. Einen Mann am Tisch, schaut die Rothaarige durch das Fernglas.

Raumschiff!

Die Frauen amüsieren sich! Fusch!
Sie sind völlig gedankenlos!
Denken! Ich denke! Denke nicht! Handle nur!

Nichts sehen! Nichts sehen - wieder die rothaarige Frau durchs Fernglas.

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!

Durchsetzen!
Eine Frau setzt sich langsam auf den Boden, die anderen schauen zu.

Zwei Frauen galoppieren auf einem Pferd, bis sie zu Boden fallen.
Die Rothaarige schaut durch das Fernglas. Immer noch im Galopp. Zwei stehen herum und hören zu.

Keine Luftverschmutzung mehr. Mensch und Natur im Einklang!

Die vier Frauen verstecken sich unter einer großen Plastikfolie oder einem kokonartigen Konstrukt. Eine bleibt stehen.

Eine von ihnen kommt heraus und hebt links und rechts die Arme. Sie steht im Raum. In einem Monolog erzählt sie von 96 Embryonen, von gesunden Babys. Von Gentechnologie, Patriarchat und Matriarchat. Reagenzglas. Klonen, Biopolitik. Selbstverwirklichung.
Applaus!

Eine zweite Frau kommt aus dem kokonartigen Versteck unter der Folie, wie die beiden anderen auch. Die Rothaarige wirft mit Papierschnipseln.

Eine der Frauen schreibt ein Protokoll. Sie steht vor dem Publikum. Die Themen müssen auf die Reihe gekriegt werden, sagt sie ziemlich bestimmt.
Thema: Inzest. Inzest-Woche. Asylant*innen-Wochen.
Es ist zum Kotzen!

Aus der Folie kommen Geräusche.
Alle Papiere fallen ihr aus der Hand, sie liegt auf dem Boden kniend.
Alle drei Frauen lesen die Zettel, auch die Rothaarige auf dem Thron.

Es ist egal, was die anderen von dir denken!
Eine 35-Jährige, eine 45-Jährige und eine 20-Jährige.
Theologin? Nonne? Meditieren?

Eine Frau mittleren Alters, elegant gekleidet, mit einem Hut auf dem Kopf: sie unterhält sich mit ihren Freundinnen: sie begleiten ihre Männer nicht auf ihren Reisen nach Paris? sagt eine mit einem ironischen Lächeln.
Was ist Geldwäscherei? - fragt eine andere mit englischem Akzent.
Gala für arme Kinder in Äthiopien?

Ich will herausfinden, wie ich bin.
Der Mensch ist .....– Basta!
Männer betrügen ihre Frauen.

Versäumt ist versäumt, sagt eine...
Was für ein Leben soll ich führen!
Stress ist normal!
Frauen spielen mit der Folie.
Klonen? Lautes Lachen.
Alle vier Frauen verstecken sich unter der Folie. Lachende Rothaarige. Lautes Lachen.
Umherlaufende Frau bis zum Verschwinden.

Ganz normal - sagt die Rothaarige und läuft über die Bühne bis sie verschwindet.

Applaus, Applaus!


Maricruz Peñaloza, im Juli 2024


d aus: Sammlung Revolving Histories (#bangbang-2091)