Die Künstlerin stellte vor einer Wand eine Bank und einen Tisch auf. Die Wand hätte Rückseite von einem Klavier sein können. Die Wand stand wie ein Paravan im Feld. Die Wand war die Rückwand vom Sofa. Der Ort war kein Gemüse- oder Blumenfeld / kein Kornfeld. Der Ort war auch kein Fussballfeld. Der Ort war in der Nähe vom Potsdamer Platz. Ich ahne, es war eine grossflächige Parkanlage. Der Ort wird auf der Webseite (annejud.com) eine Brache in der Nähe des Potsdamer Platzes bezeichnet.
Die Künstlerin war 24h da, sass 24h auf der Bank. Nahm Geräusche auf, empfing Freunde, ass rot/weiss, war rot/weiss gekleidet. Während der Performance sinnierte die Künstlerin über den Titel und fand Sommerpause passt. Der Titel orientiert zeitlich. Die Künstlerin kommentierte, was die Passanten über sie dachten. Die Passanten nahmen die Künstlerin wie vor ihrer Gartenlaube sitzend wahr. Eine Passantin kommentierte: Das ist Kunst.

Das ist Kunst. Dasein. Aufnehmen. Sitzen. Empfangen. Essen. Dasein in Kunst ist anders wie das Dasein. Dasein in Kunst ist in einer Konzentration, die im Dasein ohne Kunst entfällt. Aufnehmen in Kunst ist eine Art der Dokumentation. Aufnehmen im Alltag kann viel zurückgeben.

Sitzen in Performance ist Sitzen und Sitzen ohne Performance ist in einer Dauer von 24h ein Absitzen. Empfangen. Freunde empfangen als Performance ist ohne Performance eine andere Form mit anderen Gesprächen. Gespräche in Performance sind Gespräche. Es ergaben sich Gespräche über die identische Performance Öffentliches Wohnen. Öffentliches Wohnen musste die Künstlerin abbrechen, nachdem sie von benachbarten Hausbesetzern angegriffen wurde.
Rot/weiss essen. Die Künstlerin rot/weiss gekleidet, warum rot/weiss, ich weiss es nicht. Ich höre ein Stimme in der Aufzeichung weisser Salon. In Berlin gibt es den Roten Salon. Ist rot/weiss eine Anspielung? Oder gar ein Hinweis auf das Schweizer Kreuz auf weissem Hintergrund? Schweiz ist die Herkunft der Künstlerin.

Ich finde keine Antwort und werde Anne Jud nicht mehr fragen können. Mitte der 1990er Jahre verlegte Anne Jud ihren Arbeits- und Lebensmittelpunkt nach Solvang, USA. Die Künstlerin verstarb 2016 unerwartet an einem Aneurysma.