Mirzlekid: Schwarzweissfotos
Mirzlekid schreibt anlässlich von «Resonanz in Sprache» über zwei Performances von Mike Hentz und Niklaus Lehnherr, welche 1979 in der Galerie Naechst St.Stefan in Wien resp. an der Weihnachtsausstellung der Innerschweizer Künstler im Kunstmuseum Luzern stattgefunden haben.
Texte aus Resonanz in Sprache, 27.03.2024, Biederthal FR, von MIRZLEKID
1. Resonanztext zu 13 Schwarzweißfotos der Performance «Knife and Valium» von Mike Hentz, 1979.
As part of the exhibition and performance «Maximal Art» at Galerie Naechst St. Stefan, Vienna, Austria. 5 hours performance naked and under heavy barbiturate Valium 10, resisting sleep for 5 hours, the tools being 1 kilo of flour, 1 knife, 1 piece of wood and 10 pills of valium. After the performance M. Hentz slept for 2 days.
Unerwähnt bleibt, dass ihm die Augen mit einem Tuch verbunden waren. Performance und Ekstase! War es damals möglich, interessant und sogar modern, einen Zustand der Ekstase zu performen? Nackt, hurend und Etwas mit einer hellen Schnur um den Bauch gebunden. Spuren von Mehl auf dem Boden. Das, was um den Bauch gebunden ist, ist wahrscheinlich das besagte Kilo Mehl. Anhand der 13 Schwarzweißfotos stelle ich mir vor, wie Mike Hentz den um den Bauch gebundenen Mehlsack mit einem Messer aufschneidet und das Mehl im Raum verteilt. Hurend schiebt er das zwischen Oberarm, Schulter und Hals, Ohr und Kopf eingeklemmte Holzstück an der Wand entlang. Auf dem Boden entsteht durch das Mehl eine Art Zeichnung. Er schiebt das Holzstück hinein. Knetet er Teig mit dem Mehl? Einbildung. Heute würde man als Performance Teig auf dem Boden kneten. Auch ganz nackt mit einem Kilo Mehl um den Bauch. Valium ist nicht mehr nötig. Auf einem Foto ist Mike Hentz ohne Augenbinde zu sehen, das Tuch, das als Augenbinde diente, ist in das Band um den Bauch geklemmt. Alles auf Valium! Auf dem nächsten Foto ist zu sehen, wie er seinen Kopf und sein Gesicht auf dem Boden im Mehl wälzt. Mit der Nase am Boden sieht es aus, als würde er Koks (Kokain) schnupfen. Kommt mir in den Sinn. Ein anderes Foto zeigt das Publikum aus nächster Nähe. Hurend nah bei ihm, als er das Mehl mit dem Holz zusammenschiebt.
2. Resonanztext zu 14 Schwarzweißfotos der Performance «This Box» von Niklaus Lehnherr, 08.12.1979
An der Weihnachtsausstellung der Innerschweizer Künstler im Kunstmuseum Luzern. Dauer 60 Minuten, 14 Schwarzweißfotos.
Ein Mann im Anzug (der Performer) und drei Bananen auf dem Boden um ihn herum in der Weihnachtsausstellung 1979. Aufrecht und ernst hebt sich Niklaus Lehnherr von den Besuchern ab, die die Werke der Weihnachtsausstellung betrachten und auch ihn anschauen. Der Performer misst den Abstand von der Banane mit Hilfe eines Zollstocks und einer Rolle Klebeband. Auf den Schuhsohlen des am Boden liegenden Performers kleben Zettel mit der Aufschrift "Geschichts - Raum". Drei Bananenkartons sind zu sehen, gestapelt, einer links, einer rechts, einer oben. Auf dem Boden des Raumes sind Klebestreifen verteilt. Die Schale zweier Bananen. Eine Banana ist noch ganz. Jetzt sind nur noch wenige Menschen im Raum. Eine Bananenschale hängt. Eine Projektion mit zwei Augen ist im ganzen Raum zu sehen, darauf der Schatten von Niklaus. Er selbst, das Publikum und Kinder schauen zu. Projiziert wird ein afrikanisches Gesicht. Nach meiner Meinung passt es zu den Bananen die gegessen werden, aber es passt nicht zu den Bananenschalen, die aufgehängt werden. Die Projektion wird über die ausgestellten Bilder gelegt. Vor allem Gemälde, nehme ich an. Ich kann nichts riechen! Ist das Riechen können entscheidend für das Erleben einer Live-Performance? Die raumfüllenden Diaprojektionen beeindrucken mich. Sie werden einfach über die anderen weihnachtlichen Kunstwerke projiziert. Mit exotischen Weihnachtsfrüchten hantieren. Hier sind es Bananen. Sonst sind es Mandarinen oder Orangen.
MIRZLEKID, 03.04.2024
d Mike Hentz aus: Sammlung Revolving Histories (#bangbang-1801)
d Niklaus Lehnsherr aus: Sammlung Revolving Histories (#bangbang-1351)